Virtuelle Treffen in WeAre Rooms – Interview

Virtuelle Treffen in WeAre Rooms – Interview

WeAre Gründer Maximilian Noelle ermöglicht Virtuelle Treffen für Industrieunternehmen. | © Foto von WeAre GmbH

Maximilian Noelle ermöglicht Virtuelle Treffen – damit Industrieunternehmen sich gemeinsam Maschinen anschauen oder Gebäude begehen können. Wir hatten die Möglichkeit, ihn zu interviewen und alle Fragen rund um sein Startup WeAre zu stellen.

1. Maximilian, stell dich doch bitte kurz vor.

Ich bin Max Noelle, 35 Jahre jung, gebürtiger Ostwestfale, Wahlberliner, wohnhaft im Prenzlauer Berg mit Büro in Kreuzberg.

2. Wann hast du dein Startup WeAre gegründet?

Die Firma wurde im Oktober 2017 gegründet.

3. In welchen Bereichen hast du vor der Gründung des Startups gearbeitet?

Vor meiner Zeit bei WeAre habe ich im Alter von 25 Jahren mein erstes Startup im Silicon Valley gegründet, welches 2011-2015 Smartphone-Nutzern das Bezahlen in Restaurants und Einzelhandelsgeschäften um San Francisco herum ermöglichte.
Diese App haben wir verkauft und nach dieser Erfahrung entwickelte ich als Venture Developer im innogy Innovation Hub neue digitale Geschäftsmodelle. Hier entstand auch die Idee zu WeAre.

4. Welche Meilensteine habt ihr seit der Gründung erreicht? Worauf seid ihr besonders stolz?

Zunächst sind wir darauf stolz, dass wir aus einer anfänglichen Idee ein Software-Produkt mit zahlenden Kunden geschaffen haben, die WeAre heute weltweit nutzen. Ohne ein talentiertes Team jedoch, dass uns Gründern das Vertrauen ausspricht wäre dies nicht möglich gewesen.

Obendrein konnten wir in den vergangenen drei Jahren das Team richtig gut aufstellen und haben Investoren gefunden, die an uns glauben und das Potenzial unserer Idee sehen.

5. Wo seht ihr euch und euer Unternehmen in 5 Jahren?

Wir arbeiten daran, dass “WeAre Rooms” in der Zukunft Hauptbestandteil der industriellen Kommunikation wird. So wie in anderen Branchen Zoom oder Microsoft Teams heute.
Gerade die aktuellen Umstände in der Pandemie zeigen, wie wichtig Digitalisierung ist und dass jedes Industrie-Unternehmen auf eine standortunabhängige, effektive und stabile Kommunikation angewiesen ist.
Das gibt uns Mut, dass WeAre in Zukunft auch in noch mehr Unternehmen laufen wird.

6. Wie können sich unsere Leser die Zusammenarbeit mit euren Virtual Reality Lösungen vorstellen?

Mehrere Nutzer können gleichzeitig eine virtuelle Begehung z.B. ihrer Maschine in Echtgröße erleben. Wo sich der Nutzer befindet, ob San Francisco oder Stuttgart, ist egal.  Man setzt sich einfach eine VR-Brille auf, drückt auf “Start Call” auf sieht den 6000 km entfernten Kollegen als Avatar vor sich stehen, kann mit ihm reden und durch Gestik auf bestimmte Bauteile einer Maschine, die vor einem schweben, aufmerksam machen. Durchschnitte, wie ein Röntgenblick, und 3D-Notizen an relevanten Bauteilen sind nur einige von vielen Funktionen, die WeAre Rooms in der virtuellen Zusammenarbeit zur Verfügung stellt.
Aus herkömmlichen CAD-Dateien generiert WeAre Rooms einfach per Drag&Drop virtuelle begehbare Modelle.
Das Tool wird sowohl im Produktentwicklungsprozess als auch im Vertriebs- und Servicekontext angewendet.
Für Anlagen- und Maschinenbau ist dies gerade bei internationalen Projekten extrem hilfreich, da WeAre Zeit, Reisekosten und am Ende sogar CO2 einspart.

7. Wie seid ihr darauf gekommen, WeAre zu gründen?

Als Mitarbeiter eines internationalen Konzerns kannten wir die Herausforderung, mit Kollegen in aller Welt arbeiten zu müssen. Tools wie Zoom können da bei einfachen Absprachen und Inhalten ideale Hilfsmittel sein. Sobald jedoch für Industrieunternehmen physikalische Produkte, wie Maschinen oder Gebäude, im Mittelpunkt stehen, kommt man mit den konventionellen Tools schnell an die Grenzen des Machbaren und hat Probleme, sich effektiv auszutauschen. Um effizient, kreativ und tiefgründiger zu arbeiten, hat man sich bisher dann doch häufig physisch an einem Ort getroffen. So ist die Idee zum virtuellen Konferenzraum für die Industrie entstanden. 

8. Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag in eurem Startup aus?

Er beginnt im Normalfall – also außerhalb vom Lockdown und Homeoffice – gegen 8:00 Uhr, was natürlich nicht in Stein gemeißelt ist. Nach einem kurzen gemeinsamen Morgen-Meeting widmet sich jeder seinen Aufgaben. Vertrieb, Produktentwicklung, Marketing & PR und natürlich Personal- und Teamentwicklung stehen da ganz besonders im Fokus.
In der aktuellen Pandemie haben wir virtuelle Lunches eingeführt, um nicht den Kontakt zum dezentral arbeitenden Team zu verlieren.
Natürlich ist WeAre weitestgehend digital aufgebaut und es fällt uns nicht schwer, Arbeitsabläufe vom Home-Office durchzuführen.
Trotzdem freuen wir uns natürlich auch wieder auf eine gewisse Normalität, wenn persönliche Kontakte im Büro wieder möglich werden. Team-Grillen und diverse Spieleabende sind natürlich im persönlichen Kreis am schönsten.

9. Wer gehört noch zum Team hinter WeAre?

Insgesamt sind wir aktuell 18 Leute, bestehend aus Programmierung und Entwicklung, Marketing und PR, Sales und Service. 

10.  Sind eure VR Lösungen ausschließlich für Bauprojekte geeignet?

WeAre wird derzeit hauptsächlich im industriellen Umfeld, wie dem Anlagen- und Maschinenbau, eingesetzt. Es kommen aber auch immer mehr Kunden aus den Bereichen Industrial-Tech und Automatisierung dazu.
Virtuelle Begehungen sind natürlich auch für den Architecture- und Construction-Bereich ein sehr wertvolles Instrument, um Zeit und Geld einzusparen.
Man kann Häuser schon begehen, bevor sie gebaut sind. Auch alle Gewerke – vom Trockenbauer über den Elektriker bis zum Installateur – können in einem Modell genau sehen, was sie zu tun haben und was die anderen tun.

11.  Wie teuer sind eure VR Lösungen?

WeAre Rooms ist ein Software as a Service Modell. Man zahlt für die Lizenzen einen monatlichen Betrag. Die Hardware ist nicht proprietär, ein schneller Rechner und eine handelsübliche VR-Brille reichen aus, eine normale Internetleitung auch. Wir wollten die Einstiegshürden ganz bewusst niedrig halten, damit den Kunden der Umstieg etwas leichter fällt und nicht mit hohen Startkosten verbunden ist.

12.  Worauf setzt ihr im Marketing? Wie erreicht ihr eure Zielgruppe?

Wir kämpfen täglich damit, eine dreidimensionale, virtuelle Erfahrung in Worte und zweidimensionale Bilder zu fassen, das ist alles andere als einfach. Wir alle wissen, wie VR geht und was das ist, der richtige AHA-Effekt kommt aber auch bei WeAre Rooms, wenn man die Brille aufsetzt und sich mit anderen an beeindruckenden VR-Modellen trifft. Kommunikationswege sind klassisches Marketing – von der Anzeige über das Advertorial in Fachmagazinen – über Tools, wie Newsletter, Webinare, kleine digitale Talkformate zum Thema VR, Erklärvideos, Performance Marketing bis zur klassischen PR-Arbeit.

13.  Wurde euer Startup durch die Coronapandemie beeinflusst?

Die Pandemie mit den Reise- und Kontaktbeschränkungen hat der Industrie gezeigt, dass sie neue Wege der Kommunikation gehen muss, um resilienter zu werden und dass VR ein probates Mittel ist. Wir gehen davon aus, dass in der Zeit nach der Pandemie der Wille zur Digitalisierung in der Industrie weiter an Fahrt gewinnt und auch uns das Mandat gibt, WeAre weiter zu perfektionieren.

14.  Welche 3 Tipps möchtet ihr anderen Startup-Gründern mit auf den Weg geben?

Tipp 1: Team
Man sollte von Anfang an darauf achten, die richtigen Personen mit an Bord zu haben, die die Vision mit Talent und voller Leidenschaft treiben können. Eine Beschäftigung von Mitarbeitern mit Anteilen am Unternehmen ist hier meiner Ansicht nach unumgänglich.

Tipp 2: Produkt
Die Nähe zum Kunden ist hierbei essentiell. Nur mit Feedback vom zukünftigen Kunden kann man einen wirklichen Problemlöser schaffen. Hier unterscheidet man gerne zwischen (a) Vitaminen und (b) Pain-Killer.  Vitamine sind nice-to-have, einen Pain-Killer braucht man. Letzteres möchte man entwickeln.

Tipp 3: Learning by Doing & Feedback
So früh wie möglich einen Prototypen entwickeln und von Außenstehenden und der Kernzielgruppe bewerten lassen. Hier muss man Nehmerqualitäten beweisen und Kritik einstecken können. Feedback ist ein Geschenk und kein Grund, um dagegen zu argumentieren.
Also: Ohren auf und zuhören!

Lieber Max, wir danken dir vielmals dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, uns von deinem Startup und dem Gründungsprozess zu erzählen. Für die Zukunft wünschen dir von Herzen viel Erfolg! 🙂

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