Sabbatical – ein vergessener Trend zwischen Digitalen Nomaden und Lifehackern?
Unsere Gesellschaft befindet sich im Aufbruch. Der Nomade in uns erwacht und öffnet nicht nur Horizonte, sondern neue Möglichkeiten, das Arbeitsleben zu gestalten. Digitale Nomaden, Traveler, Influencer und andere Lifehacker haben nicht nur die Welt, sondern auch unsere sozialen Kanäle erobert. Was aber wurde aus dem Sabbatjahr? Dem Hebräisch entsprungen bedeutet dieses Wort so viel wie „innehalten“ und erinnert uns wieder an die essentiellen Seiten des Lebens.
In den USA gibt es dieses Jahr für Professoren schon seit langem – im Sinne einer Forschungsarbeit sollen Lehrende sich Zeit nehmen. Zeit ist das Stichwort im Sabbat, denn diese soll im Fokus stehen. Es geht darum, Freiheit zurück zu erlangen und sich jene Zeit zu nehmen, die im Alltagsstress fehlt, um Träume und Wünsche zu erfüllen.
Die Zeit deines Lebens
Das Sabbatjahr oder Sabbatical kann für vielerlei Aktivitäten genutzt werden. Während die meisten unter uns die Beine kaum still halten können und schon zum nächsten Flughafen eilen, kann diese Auszeit auch für eine kreative Phase des Schaffens genutzt werden. So manche schreiben ein Buch, bilden sich in ihrem Fach oder erlernen neue Fähigkeit. Andere widmen ihre Zeit voll und ganz der Familie und möchten im wichtigsten Lebensabschnitt ihrer Kinder dabei sein.
Die Anlässe für diese Auszeit sind unterschiedlich und das positive daran, ist die freie Gestaltung für all jene, die sich diese Zeit nehmen. Wichtig ist, dass wir dem Alltag entkommen und den Fokus wieder auf andere Dinge als den Arbeitsstress setzen. Persönliche Ziele und Träume rücken wieder in den Mittelpunkt.
Der Traum vom Reisen
Während vielen unter uns die Skills für ein Digitales Nomadentum einfach fehlen oder möglicherweise diesen Lebensstil als zu riskant einstufen, eignet sich das Sabbatjahr wunderbar für eine sichere Auszeit. Wir können endlich den Rucksack packen und auf Reisen gehen, ohne Existenzangst, ohne tausende Stunden für Online-Kurse aufzuwenden oder digitale Fähigkeiten zu erlernen. Im Sabbatjahr gehören Ängste, Zeitdruck oder lange Arbeitszeiten während dem Reisen nicht zum Programm.
Wer neben dem Reisen auch noch etwas Gute tun möchte und sich persönlich weiterentwickeln will, kann zwischenzeitlich Freiwillegenarbeit im Ausland leisten. Es gibt zahlreiche Obdachlosenheime, Kinderbetreuungsstätten, Auffangstationen für Tiere oder Umweltprojekte, die sich nach umfangreicher ethischer Prüfung, für eine Sabbatjahr im Ausland eignen.
Organisation & Finanzielles
Die Möglichkeiten der Organisation eines Sabbatjahres sind ebenso vielfältig wie die Gründe dahinter. Wichtig ist es, mit dem Arbeitgeber eine klare und vor allem auch rechtzeitige Abmachung zu treffen, denn schließlich kann man ein Sabbatjahr nicht von heute auf morgen planen.
Eine Option wäre die Anstellung als Teilzeit, aber für ein paar Jahre trotzdem Vollzeit zu arbeiten. So bekommst du dein Zeitkonto voll, während du bei deiner Auszeit die Überstunden abbaust und weiterhin bezahlt wirst.
Ein weiteres sehr beliebtes Modell ist die Reduzierung des Gehalts. So bekommen Angestellte über ein paar Jahre hinweg beispielsweise nur 70% des Gehaltes und können sich so mehrere Monate frei nehmen, in denen sie aber weiterhin diesen Prozentsatz an Bezahlung erhalten, bis die Auszeit zu Ende ist. Es gibt zahlreiche Optionen, welche zwischen Arbeitgeber und –nehmer individuell abzuklären sind.
Wichtig ist aber, alles vertraglich zu regeln, besonders für die Zeit nach dem Sabbatical, um unschöne Überraschungen am Arbeitsplatz zu vermeiden.
Positive Nebeneffekte für alle
Viele Aspekte sprechen für eine Auszeit, sowohl für Unternehmen, als auch für deren Angestellte. Diese kehre nach einer emotionalen Zeit mit deutlich mehr Kreativität, einem freien Kopf und einer erleichterten Seele wieder zurück an den Arbeitsplatz. Wir entfliehen dabei dem starren 9-5 Modell und belohnen uns mit dem Wertvollsten aller Dinge im Leben.
In weniger intensiven Zeiten können Unternehmer ihre Mitarbeiter auch freiwillig gehen lassen, anstatt diese kündigen zu müssen. Die Belohnung dafür liegt auf beiden Seiten, denn Zurückkehrende sind oftmals weitaus motivierter und glücklicher, was sich selbstverständlich auch auf die Qualität der geleisteten Arbeit auswirkt.
Klarerweise könnten wir auch einfach sparen und selbstständig auf Reisen gehen, kündigen, Haus verkaufen und mit Sack und Pack aufbrechen. Das Sabbatjahr hingegen ist eine sichere Variante mit geregeltem Einkommen und einem Arbeitsplatz nach der Rückkehr. Zudem verzichtest du dabei nicht auf Allfälliges wie eine Renten- oder Krankenversicherung.
Während Digitale Nomaden oftmals an ihre finanzielle Lage denken, während dem Reisen am Laptop sitzen oder sich neue Lifehacks einfallen lassen müssen, haben all jene in ihrem Sabbatical alle Freiheiten, zumindest für einen gewissen Zeitraum. Und ausreichend Sicherheit, um wieder nach Hause zu kehren.