Keine juckenden Mückenstich mehr! – heat_it im Interview

Keine juckenden Mückenstich mehr! – heat_it im Interview

Juckende Mückenstiche – ein Elend in jedem Sommer und im Urlaub. Die Gründer Lukas Liedtke, Stefan Hotz, Armin Meyer und Christof Reuter schaffen mit dem heat_it Stichheiler Abhilfe.

Wann habt ihr die Kamedi GmbH gegründet?

Die Gründung erfolgte im Oktober 2018.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, dieses Gadget fürs Smartphone zu entwickeln?

Beim Kitesurfen im Sommer 2016 lernte ich die Behandlung mittels therapeutischer Hyperthermie – künstlich erzeugte Temperaturerhöhung – kennen. Das Wirkprinzip war absolut überzeugend, die verfügbaren Produkte allerdings nicht. Zu klobig, nie mit dabei und unflexibel. Also warum nicht das Smartphone nutzen, um einen solchen Stichheiler zu steuern, mit Energie zu versorgen und Zusatzfunktionen zu ermöglichen? 

Wie lange habt ihr gebraucht, um den heat_it zu entwickeln?

Für den Studierendenwettbewerb des VDE (COSIMA 2017) haben wir bereits 2017 erste voll funktionsfähige Prototypen des heat_it entwickelt und konsequent weiter daran gearbeitet, sodass wir im Sommer 2018 in Hongkong einen studentischen Erfinderwettbewerb gewinnen konnten. Da wir bis dahin noch Studenten waren, war die Entwicklungsarbeit natürlich schon auch durch Prüfungen, Auslandsaufenthalte und Abschlussarbeiten unterbrochen.  

Seit Oktober 2018 sind wir offiziell gegründet als Kamedi GmbH. Wir sitzen derzeit am Institut für Mikrostrukturtechnik des KIT und im CyberLab Accelerator in der Hoepfnerburg in Karlsruhe. Technisch ist der heat_it ausgereift, aber noch nicht als Medizinprodukt zugelassen. Über unsere derzeit laufenden Crowdfunding-Kampagne kann man sich aber als einer der Ersten einen heat_it sichern. 

Der heat_it kann auch auf Kinderhaut verwendet werden. Worin unterscheidet sich die Stichbehandlung?

Kinder haben allgemein empfindlichere Haut, die Behandlungsdauer und Temperatur wird beim heat_it entsprechend angepasst. 

Der heat_it funktioniert mit Hyperthermie. Wie geht das?

Dass eine Wärmebehandlung sehr erfolgreich bei Insektenstichen ist, wurde gezeigt. Warum genau das so gut funktioniert, ist noch Gegenstand der Forschung. Man geht davon aus, dass durch den kurzen Hitzeschmerzreiz die Reaktion des Immunsystems herausgefordert wird. Es kommt zu einer Regulierung der Histaminausschüttung (die für den Juckreiz sorgt) und der Juck-Kratz-Teufelkreis wird so durchbrochen. 

Schadet die Hitze des heat_it der Haut?

Nein, der Wärmebereich des heat_it ist unkritisch und durch verschiedenste Sicherheitsvorkehrungen wird sichergestellt, dass der heat_it der Haut keinen Schaden zufügen kann. 

Wie viel wird der heat_it für den Endkunden kosten?

Den heat_it wird es in zwei Varianten geben. Einmal mit USB-C Stecker für Android Smartphones für geplante 30 € und einmal als Apple Variante für etwa 40 €. Jetzt im Crowdfunding kann man sich die jeweilige Variante günstiger sichern und erhält bei Bedarf auch einen Adapter für ältere Android Smartphones kostenlos dazu. 

Welche Meilensteine habt ihr mit eurem Unternehmen schon erreicht? Worauf seid ihr besonders stolz?

Der Übergang von einem netten Studentenprojekt mit tollen Prototypen hin zu einem Hersteller von Medizinprodukten ist ein steiniger Weg. Der heat_it gilt als Medizinprodukt der Klasse 2a und so sind die Anforderungen an uns als Firma und das Produkt selber sehr hoch. Da sind wir auf einem sehr guten Weg und voll im Zeitplan. Im Alltagsstress geht das oft unter, aber darauf können wir schon stolz sein. 

Besonders stolz macht uns, dass der heat_it in der gerade laufenden Crowdfunding-Kampagne auf so viel positives Feedback stößt. Galileo hat den heat_it im Mückenlabor getestet und für „super“ befunden und auch die Wirtschaftswoche und brandeins haben über uns berichtet. Aber das Wichtigste: Fast 1000 Leute haben uns bisher finanziell unterstützt, glauben also auch an die Vision und können kaum erwarten, den heat_it in den Händen zu halten. 

Welche Ziele verfolgt ihr für die nächsten 5 Jahre?

Wir wollen mit dem heat_it im nächsten Frühjahr auf den deutschen Markt kommen und hoffen, im Anschluss auch international erfolgreich zu werden. Als junges innovationsstarkes Medizintechnik-Start-up mit enger Anbindung an die Universität wollen wir weitere (Medizin-)Produkte auf den Markt bringen. 

Wann wird der heat_it voraussichtlich als Medizinprodukt zertifiziert werden?

Wir arbeiten daran mit Hochdruck und wichtige Schritte sind getan. Zur Mückensaison 2020 soll der heat_it erhältlich sein und entsprechend im Vorfeld als Medizinprodukt zertifiziert sein. 

Welche Anforderungen muss der heat_it erfüllen, um als offizielles Medizinprodukt zugelassen zu werden?

Als Medizinprodukt der Klasse 2a unterliegen der heat_it und unser ganzes Unternehmen strengen Auflagen. Die Patientensicherheit hat schließlich höchste Priorität. Der Aufbau eines entsprechenden Qualitätsmanagementsystems und anschließend die konforme Entwicklung sind aufwendig. Eine Vielzahl von Tests, wie z.B. elektrische Sicherheit, Biokompatibilität oder Usability Tests, müssen durchgeführt werden und auch alle anderen beteiligten Unternehmen gilt es in die Risikobetrachtung mit einzubeziehen. Für die klinische Betrachtung arbeiten wir u.a. mit Prof. Maurer, Professor für Dermatologie an der Charité Berlin, zusammen. 

Was habt ihr in der Zeit seit der Gründung gelernt? Welche Tipps könnt ihr anderen Gründern mit auf den Weg geben?

  1. Sich frühzeitig mit dem Gründen im Allgemeinen auseinanderzusetzen. Vielleicht ist es nicht für jeden das Richtige aber sich mit der Szene zu beschäftigen, bei den vielfältigen Events mit Gründern in Kontakt zu kommen oder vielleicht einmal ein Praktikum in einem Start-up zu absolvieren lohnt sich garantiert. Und wenn man begeistert ist, loslegen
  2. Netzwerken und die Augen offen halten. Es gibt eine fast unüberschaubare Anzahl an Unterstützungsmöglichkeiten in der Frühphase: tolle Businessplanwettbewerbe, Pitch-Contests, Beratungsangebote und und und. Ein umfassendes „Paket“ an Leistungen erhält man über die Aufnahme in einen Accelerator. Uns hilft die Mitgliedschaft im CyberLab Accelerator in Kalsruhe und im Life Science Accelerator des Landes Baden-Württemberg extrem.  
  3. Das Team ist das Entscheidendste! Innerhalb des Teams muss offen kommuniziert werden können über Bedürfnisse, Stärken & Schwächen und Empfindsamkeiten. Nur wenn eng und vertrauensvoll zusammen gearbeitet wird, können die vielfältigen Herausforderungen bewältigt werden, die einen bei der Gründung eines Start-ups erwarten. 

Vielen lieben Dank für das interessante Interview! Wir wünschen euch ganz viel Erfolg mit dem heat_it Stichheiler! 🙂

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