Burnout ernst nehmen – Prävention & Therapie
Da es durchaus normal ist, dass jeder von uns mal müde, erschöpft oder auch zeitweise überarbeitet und gereizt ist, wird das Burnout-Syndrom in vielen Fällen nicht ernst genommen. Die Unterscheidung zwischen einem krankhaften Burnout und „gewöhnlicher“ Erschöpfung fällt oft schwer. Daher wollen häufig weder die Betroffenen selbst, noch ihre Angehörigen von einem Burnout sprechen, sondern machen das Problem kleiner als es ist. Das wiederum sorgt dafür, dass das Krankheitsbild der betroffenen Personen immer weiter verstärkt wird, bis die Symptome ohne ärztliche Hilfe nicht mehr behandelt werden können.
Die wenigsten Menschen wollen gegenüber sich selbst (und noch weniger vor anderen) eingestehen, dass sie erschöpft sind und eine Pause brauchen, da dies häufig noch als Schwäche betrachtet wird – und das, obwohl es vollkommen menschlich ist, nicht 24/7 im Job, in der Partnerschaft, im Hobby etc. 100 Prozent geben zu können.
Wer bei sich selbst vermutet, dass sich ein Burnout nähert, tendiert zudem dazu, diesen Gedanken immer wieder zur Seite zu schieben, um sich während seiner Erschöpfung nicht auch noch mit diesem Problem auseinandersetzen zu müssen. Die Betroffenen wollen die Krankheit nicht wahrhaben und trösten sich mit Sätzen wie „Das geht schon wieder weg – aber bis dahin muss ich dieses und jenes Projekt noch fertigstellen“.
Nachdem wir in unserem letzten Artikel dein Bewusstsein für die Symptome und Ursachen des Burnout-Syndroms geschärft haben, findest du in diesem Beitrag Möglichkeiten, wie du einem Burnout vorbeugen kannst. Außerdem zeigen wir dir, wie das Krankheitsbild behandelt werden kann, wenn es bereits weit fortgeschritten ist.
Ursachen ≠ Symptome
Wenn dir auffällt, dass du an Müdigkeit, Kraftlosigkeit oder anderen der genannten Burnout-Symptomen leidest, solltest du stets gegen ihre Ursachen, nicht gegen ihre Symptome ankämpfen. Wenn du jeden Morgen sehr müde bist und dich nur schwer aus dem Bett quälen kannst, solltest du also nicht jeden Morgen zu einer Kanne Kaffee greifen, sondern dir abends die Zeit nehmen, früher schlafen zu gehen.
Ebenso verhält es sich, wenn du dich kraftlos fühlst und dich immer nur über einen kurzen Zeitraum konzentrieren kannst. Auch hier sind Kaffee, Energiedrinks oder andere Aufputschmittel keine Lösung. Die Ursache deiner Konzentrationsschwäche und deiner Kraftlosigkeit bekämpfst du am besten, wenn du gesund isst, genügend schläfst, dir regelmäßige Pausen bei der Arbeit nimmst und regelmäßig Sport machst.
Das richtige Zeitmanagement
Wir alle haben am Tag nur 24 Stunden Zeit. Außerdem benötigen wir alle ausreichend Schlaf und genug Zeit zum Essen, um möglichst produktiv sein zu können. Unsere Zeit für die Arbeit ist also begrenzt und sollte möglichst effizient eingeteilt werden. Überleg dir also zum einen, ob es Aufgaben gibt, die du an deine Mitarbeiter oder externe Dienstleister abgeben kannst. Mach dir zum anderen bewusst, dass einige Aufgaben eine höhere Priorität haben als andere. Indem du die wichtigsten und dringlichsten Aufgaben zuerst erledigst, kannst du dir den Stress ersparen, der aufkommt, wenn du für die dringendsten Aufgaben nur noch wenige Tage Zeit hast.
Konflikte lösen
Konflikte im privaten wie auch im beruflichen Umfeld können einen Burnout begünstigen. Indem du die Konflikte mit deinem Partner/deiner Partnerin, Freunden, Kollegen und Vorgesetzten gezielt klärst (auch wenn es Überwindung kostet) anstatt sie immer mit dir herumzutragen, kannst du dir viel emotionalen Stress ersparen, produktiver und schneller arbeiten und dir somit auch regelmäßige Erholungspausen nehmen.
Sind deine Erwartungen zu hoch?
Welche Erwartungen hast du an dich selbst? Und welche Erwartungen haben andere Personen an dich? Sind diese Erwartungen realistisch? Und sind die Erwartungen der Menschen in deinem Umfeld tatsächlich auch deine eigenen?
Löse dich von den Ansprüchen anderer, wenn du diesen nicht wirklich auch selbst gerecht werden willst. Überprüfe außerdem auch, ob deine eigenen Erwartungen realistisch sind oder ob du sie vielleicht ein Stück weit herunterschrauben solltest.
Arbeit reduzieren
Natürlich kannst du nicht einfach deinem Vorgesetzten oder deinen Kunden sagen, dass du erschöpft bist und dir heute nicht nach Arbeiten zumute ist. Es gibt wichtige und dringende Aufgaben, die erledigt werden müssen. Doch häufig tendieren harmoniebedürftige, allzu freundliche Menschen dazu, ständig erreichbar zu sein und Aufgaben von ihren Kollegen zu übernehmen, aus dem einfach Grund, dass sie nicht „Nein“ sagen können. Dieses Verhalten – so edel und gutherzig es auch gemeint sein mag – kann einen Burnout zur Folge haben.
Schalte dein Handy und deinen Laptop nach Feierabend also ruhig mal vollständig aus und ignoriere die Tatsache, dass du eingehende Anrufe verpassen wirst. Lerne außerdem „Nein“ zu sagen, wenn du darum gebeten wirst, Aufgaben zu erledigen, die du zeitlich aktuell nicht unterbringen kannst.
Arbeitsbedingungen verbessern
Nicht nur die Anzahl unserer Arbeitsstunden, sondern auch die Umstände bei der Arbeit sind mitentscheidend bei der Entstehung eines Burnouts. Als selbstständiger Unternehmer hast du es selbst in der Hand, die notwendigen Veränderungen herbeizuführen. Als Angestellter solltest du das Gespräch mit deinem Vorgesetzten suchen. Bereite dich gut auf das Gespräch vor und überlege dir, welche Aspekte an deinem Arbeitsplatz geändert werden sollten, um deinen Stress sowie auch emotionale und körperliche Beschwerden bei der Arbeit zu reduzieren.
Gezielte Ruhephasen nehmen
Nicht immer wenn wir Zuhause sind, sind das auch qualitativ hochwertige Ruhephasen, in denen wir unseren Krafttank wieder auffüllen können. Achte also darauf, dir nicht nur quantitativ genügend Pausen zu gönnen, sondern diese auch qualitativ zu gestalten.
Nimm dir also genügend Zeit für die Dinge, die dir Spaß machen und bei denen du dich erholen kannst – lies ein Buch, schau dir einen Film an oder geh allein spazieren.
Zeit mit Freunden und Familie
In stressigen Phasen nimmt die Zeit, die wir mit unseren Freunden und unserer Familie verbringen, rasant ab. Burnout-Betroffene konzentrieren sich fast ausschließlich auf die Arbeit, während soziale Kontakte vernachlässigt werden. Nimm dir also auch in arbeitslastigen Phasen deines Lebens regelmäßig Zeit für deine Liebsten. Das tut der Seele gut und ist ein wertvoller Ausgleich zur Arbeit.
Sport als Ausgleich
Sport kann Wunder wirken. Wenn du dich kraftlos fühlst, klingt es vielleicht erstmal paradox, dass Sport in diesem Fall hilfreich sein kann. Doch es ist tatsächlich so. Auch wenn es uns zunächst viel Überwindung kosten mag, uns zum Joggen oder Schwimmen aufzuraffen, so fühlen wir uns danach doch immer deutlich ausgeglichener als wenn wir den ganzen Tag nur im Büro auf unserem Schreibtischstuhl verbringen. Nach dem Sport können wir besser schlafen und am nächsten Tag mit neuer Energie in den Tag starten.
Therapie: Burnout behandeln
Dieser Artikel ersetzt keine ärztliche Beratung. Zwar können die genannten Maßnahmen dabei helfen, das Risiko eines Burnouts zu reduzieren und die Symptome zu lindern, doch wenn du bei dir selbst einen Burnout vermutest, solltest du zusätzlich einen Psychotherapie in Betracht ziehen. Ein geschulter Psychologe oder Psychotherapeut kann dich dabei unterstützen, dein Selbstbewusstsein zu stärken, deine eigenen Erwartungen sowie auch die der anderen zu überdenken und gemeinsam mit dir ein gesundes Verhältnis zur Arbeit zu entwickeln.
No Comments Yet!
You can be first to comment this post!