Vergessen wir aufgrund von Instagram & Co den Moment zu genießen?

Vergessen wir aufgrund von Instagram & Co den Moment zu genießen?

Vergessen wir aufgrund der Sozialen Medien den Moment zu genießen?

Für das perfekte Foto tun wir alles. Zeiten, in denen Social Media eine immer größer werdende Rolle spielt, sind angebrochen. Wir fokussieren beim Reisen auf eine perfekte Aufnahme des Moments. Doch denken wir dabei auch an den Moment selbst oder konzentrieren wir uns lediglich auf einfallendes Licht, gut gestylte Haare, einen tollen Hintergrund und ein im Wind wehendes Kleid?

Die Revolution des „Urlaubsschnappschusses“

Die Zeiten, in denen wir grinsend vor einer Sehenswürdigkeit stehen und direkt in die Kamera blicken, sind mittlerweile längst vorbei. Umgeschnallte Rucksäcke, Reiseführer in der Hand sowie unfrisiertes Haar gehören als Motive auf einem Urlaubsbild seit dem Aufkommen von Instagram Trends der Vergangenheit an.
Auf der wohl beliebtesten Plattform für Fotografie entwickeln sich Stile von Bildern, die beim Scrollen durch unseren Feeds immer wieder auftauchen und das „alte“ Urlaubsfoto komplett ablösen. Travel-Blogger sprießen aus allen Ecken und Enden und zeigen sich mit großen Hüten und wallenden Kleider an den entlegensten Orten, während sie dabei nostalgisch in die Ferne blicken. Gesichter werden zunehmend weniger gezeigt. Frauen sitzen vor atemberaubenden Frühstückstellern und baden in den schönsten Infinity-Pools. Der Trend geht in Richtung Luxus, kombiniert mit Unbeschwertheit und einer vermeintlichen „Momentaufnahme.“

Instagram-Post über ein Frühstück in Santorini

Instagram-Post von doyoutravel: Frühstück in Santorini

Doch was verbirgt sich hinter dieser scheinbaren „Leichtigkeit“?

Glauben wir wirklich zu meinen, dass Instagrammer in einem langen Kleid und tollen Schuhen einen Berg bezwingen? Dass ein Tisch voller Köstlichkeiten sofort angerichtet und zum Ablichten bereit ist? Hinter diesen Bildern steckt Arbeit, die wir beim Scrollen kaum wahrnehmen können. Für das perfekte Licht warten Fotografen teilweise mehrere Stunden oder suchen Orte zu unchristlichen Zeiten auf, um Menschenmassen zu vermeiden. Speisen werden stundenlang drapiert, damit man sich im Anschluss ganz spontan eine Kirsche gönnt.
Teures und schweres Equipment muss von A nach B transportiert werden, auf der Suche nach dem perfekten Spot für den Insta-Shot, der danach tausendmal geteilt wird. Dass diese Bilder nicht aus dem Moment heraus entstehen und lange geplant sowie oftmals stundenlang vor- und nachbereitet werden, vergessen wir.

Der Moment scheint spurlos an uns vorbeizuziehen

Sobald man auf Instagram eine gewisse Reichweite hat und Standards mit seinen Fotos erfüllen möchte, baut sich ein unterbewusster Druck auf. Wir wollen den Trends hinterher eilen und geben dafür vieles scheinbar auf.
Ich persönlich war vor kurzen auf einer Pressereise, in der ein Flug mit dem Helikopter ohne Türen am Plan stand. Ein „Schuhselfie“ über den Bergen sollte das Resultat sein und demensprechend angespannt war die Situation unter den Bloggern. Wir hatten 15 Minuten Zeit um das Foto zu schießen. Angehängt an Seilen und ausgestattet mit Kameras aller Art, während der Wind dir um die Ohren pfeift und die Rotorblätter alles übertönen war eine Situation, wie ich selbst noch nie erlebt hatte. Die ersten Minuten gingen alle „live“. Danach war jeder so hoch konzentriert, das beste Foto zu schießen, dass wir beinahe komplett vergaßen, wo wir überhaupt waren. Ich selbst musste bewusst für ein paar Minuten alles aus der Hand legen, um dieses Moment überhaupt wahrzunehmen. Dass ich mit einem Helikopter über eine der schönsten Landschaften überhaupt flog und dabei meine Füße in der Luft hingen. Es war atemberaubend. Aber die Magie dieses Moments wurde gestohlen, denn wir waren alle bei der Arbeit. Jeder wollte Resultate erbringen und dieses Resultat erfordert eben höchste Konzentration.

Instagram-Post von snowypalmtrees über einen Helikopterflug

Mein Instagram-Post über den Helikopterflug über die Berge Österreichs

Ja, Reisen als Tourist ist etwas anderes als Reisen als Blogger oder Instagrammer. Ein Foto, welches auf Social Media erfolgreich sein soll, erfordert Arbeit und Zeit. Und während wir diese aufbringen, kann der Moment vorbeiziehen, wenn man sich nicht aktiv mit seiner Umgebung beschäftigt. Ob dies nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Ob jemand jedes Bild für Instagram inszenieren will oder doch lieber auf echten Momentaufnahmen aufbaut, sei jedem selbst überlassen. Wichtig ist nur, dass wir, egal ob beruflich oder privat, ab und zu die Augen von der Linse nehmen und die Schönheit, die uns umgibt, auch mit allen Sinnen genießen.

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