Steuerberater für Unternehmensgründer – ja oder nein?

Steuerberater für Unternehmensgründer – ja oder nein?

Lohnt es sich für Unternehmensgründer, einen Steuerberater für die Steuererklärung zu beauftragen? (Symbolbild) | © Foto von webandi auf pixabay.com

Für Unternehmensneugründer ist das Rechnungswesen und das Ausfüllen der Steuererklärung häufig eine große Herausforderung, die schnell auch mal als Überforderung empfunden wird. Theoretisch ließe sich sämtlicher Aufwand an einen Steuerberater auslagern, doch diese verlangen ein stündliches Honorar zwischen 60 und 140 Euro pro Stunde. Wenn du sämtliche Steuerangelegenheiten an einen Steuerberater auslagerst, hast du zwar weniger Aufwand, aber deutlich höhere Kosten.
Wir möchten dir daher im Folgenden zeigen, welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, deine Steuererklärung an einen Steuerberater auszulagern, welche Teile deines Rechnungswesens du auf jeden Fall selbst übernehmen kannst und wo es sich lohnt, auf die Hilfe eines Steuerberaters zurückzugreifen.

Vorteile einer Steuerberatung

Ein Steuerberater bringt einige Vorteile mit sich – ansonsten würden auch nicht so viele Leute seine Leistungen in Anspruch nehmen.
Zum einen hilft er dir dabei, deine Steuern optimieren. Dein Steuerberater weiß, wo Einsparpotenziale bestehen, welche Kosten du absetzen kannst usw.
Dein Steuerberater sorgt dafür, dass deine Steuererklärung fehlerfrei ist, dass du dein Rechnungswesen gesetzeskonform betreibst und dir somit ärgerliche Strafgelder sowie Anwalts- und Gerichtskosten erspart bleiben.
Außerdem bleibt dir mehr Zeit für dein Kerngeschäft, wenn du das Erstellen deiner Steuererklärungen an einen Steuerberater auslagerst. Wer sich mit der Erstellung von Steuererklärungen nicht auskennt, braucht meist viel Zeit, um sich in das Thema einzulesen und eine angemessene Steuererklärung abzugeben. Diese Zeit kannst du stattdessen nutzen, um deinem Kerngeschäft nachzugehen und Geld zu verdienen.

Nachteile einer Steuerberatung

Einer der größten Nachteile eines Steuerberaters liegt in den hohen Kosten, die er für seine Leistungen verlangt. Zudem kannst du vorher nicht genau wissen, wie teuer die Erstellung deiner Steuererklärung letztlich tatsächlich sein wird. Um die endgültigen Kosten zu erfahren, musst du also abwarten bis die Rechnung kommt.
Des Weiteren solltest du dir jemanden suchen, dem du voll und ganz vertrauen kannst. Denn du musst deinem Steuerberater die gesamten Finanzen deines Unternehmens offenlegen, damit er mit dir eine entsprechende Steuererklärung erstellen kann. Die Auswahl des richtigen Steuerberaters ist daher manchmal nicht ganz so leicht wie erhofft.
Wenn du dich für einen Steuerberater entscheidest, musst du Kontrolle abgeben. Man kann die Leistungen seines Steuerberaters nur schwierig bewerten und weiß somit nicht, ob die Kosten angemessen sind und ob alle Leistungen fehlerfrei erbracht wurden. Gegebenenfalls lohnt es sich hier mehr, sich das notwendige Wissen selbst anzueignen. Dies ist jedoch häufig nur dann realistisch, wenn die Einkünfte, zu denen es eine Steuererklärung zu erstellen gilt, nicht allzu kompliziert sind.
Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass du gegebenenfalls den Überblick über deine Einnahmen und Ausgaben verlierst. Das kann im aller schlimmsten Fall den Ruin für dein Unternehmen bedeuten.
Des Weiteren bist du abhängig von deinem Steuerberater. Nur indem du dir selbst das nötige Wissen aneignest, kannst du dich aus diesem Abhängigkeitsverhältnis lösen und dir die Kosten für den Steuerberater zukünftig sparen.

Fazit: Steuerberater – Ja oder Nein?

Wie du eben gesehen hast, kann es sowohl Vor- als auch Nachteile haben, dir bei deiner Steuererklärung von einem Steuerberater helfen zu lassen.
Ob es im Einzelfall mehr Sinn macht, die Steuererklärung selbst zu erstellen oder auszulagern, kannst du anhand der folgenden Aspekte überprüfen.

Wie kompliziert sind deine Einkünfte und deine Familienverhältnisse?

Aus Kostengründen lohnt es sich nicht, wegen jeder Kleinigkeit zum Steuerberater zu rennen. Je komplexer deine Einkünfte und deine Familienverhältnisse jedoch sind, desto sinnvoller ist es, für deine Steuererklärung einen Steuerberater zurate zuziehen. Bist du ledig und erhältst beispielsweise nur Einkünfte aus selbstständiger Arbeit, wirst du deine Steuererklärung voraussichtlich auch mit relativ wenig Aufwand noch alleine fehlerfrei erstellen können. Bist du jedoch geschieden, bist wieder verheiratet, zahlst regelmäßig Unterhalt, hast Einkünfte aus selbstständiger Arbeit und Kapitalerträge sowie zusätzlich einen Nebenjob als Arbeitnehmer, dann gestaltet sich die Steuererklärung schon deutlich schwieriger. Hier lohnt es sich wahrscheinlich, einen Steuerberater mit deiner Steuererklärung zu betrauen.

Welche Rechtsform hat dein Unternehmen?

Während es bei Freiberuflern und Kleinunternehmen in der Regel verhältnismäßig unkompliziert ist, eine Steuererklärung zu schreiben, empfiehlt es sich bei anderen Rechtsformen dafür umso mehr, sich von einem Steuerberater beraten zu lassen. Vor allem bei Rechtsformen, die bilanzpflichtig sind, kommen Unternehmer mit einem durchschnittlichen Know-how bezüglich Steuern in der Regel nich mehr weiter. Wenn du also eine GbR, eine OHG, eine GmbH oder eine Kapitalgesellschaft führst, ist es empfehlenswert, einen Steuerberater um Hilfe zu bitten.

Beschäftigst du Mitarbeiter?

Wenn du als Einzelunternehmer alleine in deinem Unternehmen tätig bist, ist es deutlich einfacher, deine Steuererklärung selbst zu schreiben, als wenn du in deinem Unternehmen zusätzlich einen oder mehrere Mitarbeiter beschäftigst. Wenn du Mitarbeiter beschäftigst, kann dir in der Regel zu einem Steuerberater geraten werden, da das durchschnittliche Wissen über Steuern auch hier schnell überschritten ist. Selbstverständlich hast du immer die Möglichkeit, dir das entsprechend notwendige Wissen selbst anzueignen, doch dies ist häufig mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden.

Steht eine Betriebsprüfung an?

Eine gewöhnliche Steuererklärung kann man mit mehr oder weniger Aufwand häufig noch selbst erstellen. Wenn sich das Finanzamt allerdings für eine Betriebsprüfung anmeldet, solltest du dich auf jeden Fall von einem Steuerberater beraten lassen. In Eigenregie ist es für einen Unternehmer mit gewöhnlichem Steuer-Know-How in den meisten Fällen nicht möglich, alles so aufzubereiten, dass ein Steuerprüfer keine Kleinigkeit zu beanstanden hat. Indem du in diesem Fall einen Steuerberater zurate ziehst, kannst du also teure Nachzahlungen vermeiden.

Lohnsteuerhilfevereine als Alternative für Arbeitnehmer

Für Arbeitnehmer ist der Gang zum Steuerberater in vielen Fällen weniger empfehlenswert. Denn sie haben stattdessen auch die Möglichkeit, sich bei ihrer Steuererklärung von einem Lohnsteuerhilfeverein beraten zu lassen. Diese erheben deutlich niedrigere Kosten als ein Steuerberater. Die Höhe der Einkünfte aus Arbeitnehmertätigkeiten spielt hierfür keine Rolle. Als Arbeitnehmer kannst du die Leistungen eines Lohnsteuerhilfevereins in Anspruch nehmen, egal wie viel du als Arbeitnehmer verdienst. Deine Einkünfte aus Kapitalvermögen, Vermietung und Verpachtung sowie sonstige Einkünfte dürfen jedoch nicht die Grenze von 13.000 Euro überschreiten. Wird die Grenze doch überschritten, darfst du die Leistungen der Lohnsteuerhilfevereine nicht mehr in Anspruch nehmen.

Behalte die Übersicht über deine Finanzen.

Ob du dich für einen Steuerberater entscheidest oder nicht – Du solltest immer die Übersicht über deine Finanzen behalten. Auch wenn es einfacher ist, seine Buchhaltung blind an einen Steuerberater abzugeben, möchten wir dir hiervon dringend abraten. Du solltest stets prüfen, was genau dein Steuerberater gemacht hat und was das für dich und dein Unternehmen konkret bedeutet. Andernfalls begibst du dich in eine Abhängigkeit, die dir und deiner Firma langfristig schaden kann.

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