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UN Hilfe floss an syrische Geheimdienstfirma Shorouk

Neue Recherchen im Rahmen des Damascus Dossiers zeigen, dass die Vereinten Nationen über viele Jahre mit einer Firma zusammenarbeiteten, die in Wahrheit Teil des syrischen Geheimdienstsystems war. Mehr als 11 Millionen US Dollar flossen an das Unternehmen Shorouk for Protection Guarding and Security Services. Damit steht ein Grundsatz des humanitären Systems auf dem Prüfstand. Wer helfen will, darf nicht unbeabsichtigt staatliche Gewaltapparate stärken.


Der Fall Shorouk

Die Firma Shorouk wirkte nach außen wie eine gewöhnliche Sicherheitsfirma. Ein kleines Büro in Damaskus. Keine auffälligen Hinweise. Doch die neuen Dokumente zeigen eine klare Verbindung zum syrischen General Intelligence Directorate. Interne Schreiben belegen, dass der Geschäftsführer der Firma Gewinnanteile an den Geheimdienst abführen sollte. In einem Dokument aus dem Jahr 2021 wird Shorouk sogar als einziges Unternehmen bezeichnet, das vollständig dem Geheimdienst gehört.

Diese Informationen standen nie offen in Registern oder Geschäftsunterlagen. Die Darstellung als private Firma war offenbar ein Versuch, die tatsächlichen Strukturen zu verschleiern.


Warum die Vereinten Nationen diese Firma beauftragten

Die UN Organisationen betonen, dass sie in einem schwierigen Umfeld handeln mussten. Viele Sicherheitsfirmen hatten keine gültigen Lizenzen mehr. Damit gab es nur eine kleine Auswahl an Anbietern. Die UN prüften zwar die Eigentümer von Shorouk, fanden jedoch in den verfügbaren Registern kaum verwertbare Einträge. Entscheidend waren am Ende Einschätzungen und Medienberichte. Gleichzeitig warnte die Menschenrechtsgemeinschaft bereits seit Jahren vor Firmen mit Nähe zum Assad Regime.

Die Folge war eine enge Zusammenarbeit mit Shorouk über einen Zeitraum von zehn Jahren. Mehr als 130 Aufträge wurden vergeben. Rund 2000 Sicherheitskräfte betreuten Einrichtungen von UNDP WHO und WFP. Ein Drittel der Zahlungen erfolgte in den letzten beiden Jahren.

Kritiker betonen, dass dadurch Millionen US Dollar in ein System flossen, dem Folter, willkürliche Verhaftungen und schwere Gewaltverbrechen vorgeworfen werden.


Das Damascus Dossier

Die Enthüllungen stammen aus einem Datensatz mit rund 134000 Dokumenten. Dazu gehören Verträge, Finanzunterlagen und interne Kommunikation. Das Material zeigt zwei Ebenen. Erstens dokumentiert es die bekannte Gewalt des syrischen Regimes. Zweitens zeigt es, wie internationale Hilfe wirtschaftliche Strukturen beeinflusst haben könnte, die eng mit staatlicher Repression verbunden sind.

Die Dokumente verdeutlichen ein komplexes Bild. Humanitäre Organisationen versuchen, in Krisengebieten zu helfen. Gleichzeitig nutzen autoritäre Regime wirtschaftliche und bürokratische Strukturen, um sich selbst zu stärken.


Die Folgen für internationale Hilfe

Der Fall zeigt zentrale Schwachpunkte des humanitären Systems. Wenn Organisationen unter Druck schnelle Entscheidungen treffen müssen, kann es passieren, dass riskante Firmen beauftragt werden. Dies gefährdet die Integrität des gesamten Hilfsapparats. Die Öffentlichkeit muss darauf vertrauen können, dass Spenden bei den Betroffenen ankommen.

Wenn Gelder indirekt in staatliche Gewaltstrukturen gelangen, untergräbt das dieses Vertrauen. Es entstehen moralische und politische Fragen. Wie kann Hilfe neutral bleiben, wenn die Umgebung von Macht und Kontrolle geprägt ist

Fachleute fordern deshalb eine stärkere Kontrolle. Dazu gehört die gründliche Prüfung von Firmen. Dazu gehören transparente Eigentümerangaben. Dazu gehört auch eine stärkere externe Überwachung von Hilfsprojekten.


Welche Maßnahmen jetzt notwendig sind

Aus Sicht vieler Experten sollten mehrere Schritte folgen.

Erstens braucht es eine rückwirkende Untersuchung. Es muss geklärt werden, welcher Anteil der UN Zahlungen an staatliche oder geheimdienstliche Strukturen geflossen ist.

Zweitens müssen UN Organisationen ihre Beschaffungsverfahren verbessern. Bei jedem Auftrag sollte klar nachvollziehbar sein, wem eine Firma gehört und welche Risiken bestehen.

Drittens sollten Firmen in Konfliktregionen strengere Transparenzanforderungen erfüllen. Nur so lässt sich verhindern, dass verdeckte staatliche Kontrolle unentdeckt bleibt.

Viertens müssen Spender und internationale Geldgeber sicherstellen, dass Hilfsorganisationen verlässliche Kontrollmechanismen nutzen.


Fazit

Das Damascus Dossier zeigt in aller Deutlichkeit, wie eng internationale Hilfe und staatliche Machtstrukturen miteinander verbunden sein können. Der Fall Shorouk macht sichtbar, wie leicht Gelder in falsche Hände geraten können. Die Summe von mehr als 11 Millionen US Dollar verdeutlicht die Tragweite.

Die Enthüllungen sind ein Warnsignal. Internationale Hilfe darf nicht versehentlich jene stärken, die Menschen unterdrücken. Nur durch klare Regeln, transparente Verfahren und unabhängige Kontrolle kann humanitäre Hilfe ihren Anspruch erfüllen.

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