Messenger gibt es viele. Doch fast alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie benötigen Internet, Server, Cloud und in der Regel ein Unternehmen, das die Infrastruktur betreibt und dadurch Zugriff auf Metadaten erhält. Das Startup Irondots geht einen völlig anderen Weg. Gründer Michal Napiorkowski möchte eine Form der Kommunikation ermöglichen, die nicht nur vollständig verschlüsselt ist, sondern komplett offline funktioniert. Kein Tracking, keine Server, keine Datenströme. Eine radikal andere Idee, die im Zeitalter digitaler Überwachung viel Aufmerksamkeit erzeugt.

In der Gründersendung Die Höhle der Löwen präsentierte Napiorkowski sein Projekt und sorgte dabei für einen ungewollt spektakulären Moment. Trotz eines fehlerhaften Pitches blieb Irondots in Erinnerung. Grund genug, das Unternehmen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Eine Messenger App ohne Internet

Die Grundidee von Irondots klingt zunächst ungewöhnlich. Nachrichten sollen nicht über Mobilfunknetze oder WLAN übertragen werden. Stattdessen erzeugt die App lokal verschlüsselte Datenpakete, die in QR Codes umgewandelt werden. Diese Codes können ganz einfach über das Display eines Smartphones angezeigt und vom Gerät des Empfängers gescannt werden. Dadurch entsteht ein vollständig offline arbeitender Kommunikationskanal.

Zusätzlich arbeitet Irondots daran, Nachrichten über Schallsignale beziehungsweise Ultraschall zu übertragen. Auch diese Methode kommt ohne Netzwerke aus, denn hier tauschen die Geräte akustische Signale aus, die der Empfänger wieder in Text umwandelt. Die Übertragungsgeschwindigkeit ist begrenzt, doch für kurze Nachrichten reicht sie problemlos aus.

Der Anspruch von Irondots lautet, eine Kommunikation zu ermöglichen, die keine digitalen Spuren hinterlässt. Wo keine Server sind, können keine Metadaten gesammelt werden. Wo keine Cloud genutzt wird, gibt es keinen Angriffspunkt. Das ist besonders für Menschen interessant, die sensible Informationen schützen müssen. Dazu zählen Journalisten, Aktivisten, Ermittlungsbehörden oder Unternehmen mit vertraulichen Daten.

Das Geschäftsmodell hinter Irondots

Irondots verfolgt bewusst einen Premium Ansatz. Während klassische Messenger kostenlos angeboten werden, verkauft Irondots seine App für rund 99 Euro. Das grenzt das Produkt klar von der Masse ab. Hier geht es nicht um Millionen Nutzer, sondern um eine kleine, zahlungsbereite Zielgruppe, die maximale Sicherheit benötigt.

Das Unternehmen arbeitet aktuell mit zwei App Varianten. Eine Version richtet sich an private Anwender, eine erweiterte Version an Unternehmen und Organisationen. Durch die rein lokale Kommunikation entfallen Kosten für Server und Infrastruktur. Der Umsatz entsteht also direkt durch den App Verkauf. Ein Abo Modell gibt es nicht.

Der Auftritt bei Die Höhle der Löwen

Der Pitch von Michal Napiorkowski sorgte in der TV Show für Aufsehen. Während der Präsentation verlor der Gründer den Faden und konnte sein komplexes Produkt nicht eindeutig erklären. Es kam zu einem Kurzzeit Blackout, der in den sozialen Medien für viel Aufmerksamkeit sorgte. Trotz des holprigen Auftritts blieb die Idee der Investoren und Zuschauer positiv im Gedächtnis.

Auch wenn es letztlich zu keinem Investment kam, war der mediale Effekt enorm. Die Website verzeichnete hohe Zugriffszahlen und die App wurde verstärkt gesucht. Für ein technisches Nischenprodukt kann eine solche Sichtbarkeit ein wichtiger Wachstumsschub sein.

Chancen im Markt für sichere Kommunikation

Der Markt für sichere Kommunikation wächst. Staaten investieren stärker in Abhörschutz. Unternehmen müssen sich gegen Wirtschaftsspionage schützen. Bürgerinnen und Bürger setzen sich vermehrt mit Datenschutz auseinander.

Irondots trifft diesen Trend mit einem Ansatz, der sich deutlich von etablierten Lösungen unterscheidet. Während Messenger wie Signal oder Threema auf Ende zu Ende Verschlüsselung setzen, bleiben sie auf Infrastruktur angewiesen. Irondots setzt einen Schritt früher an. Die Daten verlassen das Gerät nicht und können dadurch nicht abgefangen werden.

Hinzu kommt, dass Offline Lösungen in Szenarien mit eingeschränkter Netzabdeckung Vorteile bieten. Katastrophengebiete, Funklöcher oder abgeschottete Räume sind klassische Situationen, in denen digitale Kommunikation normalerweise scheitert. Irondots könnte hier als Notfalllösung dienen.

Risiken und offene Herausforderungen

Trotz der innovativen Idee gibt es Herausforderungen. Der Markt für extreme Datenschutzlösungen ist klein. Die meisten Nutzer bevorzugen Komfort, schnelle Datenübertragung und Multimedia Inhalte. Diese Funktionen bietet Irondots nicht. Die App ist bewusst minimalistisch gehalten.

Zudem ist fraglich, wie gut sich die App im Alltag durchsetzt. QR Codes scannen oder Schallsignale übertragen ist weniger bequem als das Versenden einer WhatsApp Nachricht. Zahlende Kunden müssen also ein real existierendes Sicherheitsproblem haben, damit der Kaufpreis gerechtfertigt ist.

Auch die technische Umsetzung wird sich langfristig beweisen müssen. Offline Kommunikation ist zwar sicher, aber anfällig für Bedienfehler. Nutzer müssen bereit sein, sich darauf einzulassen.

Fazit

Irondots ist ein ungewöhnliches Startup mit einer klaren Mission. Das Unternehmen möchte maximale Privatsphäre durch Kommunikation ohne Netzwerke ermöglichen. Mit einem Premium Preis und einer stark fokussierten Zielgruppe positioniert sich die App im Bereich hochsicherer Kommunikation. Der Auftritt in Die Höhle der Löwen war für das Produkt trotz der Pannen ein medialer Erfolg.

Ob sich Irondots dauerhaft durchsetzt, hängt davon ab, wie groß der Bedarf an absoluter Diskretion in der Kommunikation tatsächlich ist. Klar ist jedoch: Das Unternehmen besetzt eine Nische, die bisher kaum adressiert wurde. In einer Welt, in der digitale Überwachung zunimmt, könnte genau das zum entscheidenden Vorteil werden.