Die Sun Contracting AG mit Sitz in Liechtenstein sowie ihre österreichischen Tochtergesellschaften haben Insolvenz angemeldet. Der einstige Vorzeigekonzern der Photovoltaik-Branche steht vor einem Schuldenberg von rund 47 Millionen Euro. Damit trifft eine der größten europäischen Unternehmensgruppen im Bereich Photovoltaik-Contracting ein schwerer Schlag.
Hintergrund
Über mehr als ein Jahrzehnt hinweg war Sun Contracting in acht europäischen Ländern aktiv. Das Unternehmen setzte auf ein Contracting-Modell, bei dem es die Planung, Finanzierung, den Bau und Betrieb von Solaranlagen übernimmt – häufig auf Dächern von Unternehmen und landwirtschaftlichen Betrieben. Für die Eigentümer bedeutete das: keine Investitionskosten, dafür langfristige Einspeiseverträge.
Finanziert wurde dieses Modell hauptsächlich über Anleihen und nachrangige Darlehen, die von Kleinanlegern und institutionellen Investoren gezeichnet wurden. Jahrelang galt Sun Contracting als Erfolgsbeispiel für die Kombination aus nachhaltiger Energie und attraktivem Investment.
Gründe für die Insolvenz
Die Insolvenz von Sun Contracting hat mehrere Ursachen, die sich in den vergangenen Jahren gegenseitig verstärkt haben:
- Steigende Kosten: Inflation und höhere Zinsen führten zu massiven Mehrbelastungen bei Bau- und Finanzierungskosten.
- Sinkende Strompreise: Der drastische Preisverfall an den Energiemärkten, teils sogar mit negativen Strompreisen, machte viele Anlagen unrentabel.
- Wirtschaftliche Schieflage: Das Geschäftsmodell geriet ins Wanken, zahlreiche Anlagen mussten zeitweise abgeschaltet werden.
- Hohe Verschuldung: Den Verbindlichkeiten von über 47 Millionen Euro stehen nur etwa 16 Millionen Euro an Vermögenswerten gegenüber.
- Betroffene Anleger: Mehr als 1 000 Kleinanleger, die über Crowdfunding-Plattformen investierten, müssen nun mit hohen Verlusten rechnen.
Auswirkungen auf die Branche
Die Insolvenz der Sun Contracting Gruppe ist ein Schock für die Photovoltaik-Branche und vor allem für Landwirte, die auf das Contracting-Modell gesetzt haben. Viele von ihnen stellten Dachflächen zur Verfügung, um zusätzliche Einnahmen zu generieren.
Auch für Investoren ist der Fall ein Warnsignal: Nachrangige Finanzierungsmodelle bieten zwar attraktive Zinsen, bergen aber ein hohes Risiko im Falle einer Unternehmenspleite.
Die Photovoltaik-Branche selbst muss sich nun auf eine Neubewertung des Contracting-Modells einstellen. In Zeiten volatiler Strompreise und steigender Finanzierungskosten ist die Wirtschaftlichkeit vieler solcher Projekte nicht mehr selbstverständlich.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Die Insolvenz von Sun Contracting zeigt deutlich, dass selbst große und etablierte Akteure der Energiewende nicht immun gegen wirtschaftliche Turbulenzen sind. Für die Zukunft gilt:
- Unternehmen und Landwirte sollten vor Vertragsabschluss die finanzielle Stabilität des Contracting-Partners genau prüfen.
- Investoren müssen sich der Risiken von nachrangigen Darlehen bewusst sein – hohe Renditen gehen meist mit hoher Unsicherheit einher.
- Die Branche steht vor einem Umdenken: Nachhaltigkeit allein reicht nicht aus, wenn die betriebswirtschaftliche Grundlage bröckelt.
Langfristig wird die Insolvenz wahrscheinlich zu strengeren Prüfkriterien, transparenteren Finanzierungsmodellen und einer Konsolidierung am Markt führen.
Fazit
Sun Contracting insolvent – ein Satz, der die europäische Solarbranche erschüttert. Der einstige Hoffnungsträger der Photovoltaik-Contracting-Szene ist an der Kombination aus steigenden Kosten, sinkenden Strompreisen und übermäßiger Verschuldung gescheitert.
Für Anleger, Landwirte und die gesamte Branche ist der Fall eine Mahnung: Nur wer Geschäftsmodelle, Risiken und Finanzierungsstrukturen realistisch bewertet, kann langfristig von der Energiewende profitieren.
