Die „Dubai-Masche“: Influencer im Visier der Steuerfahndung

Die „Dubai-Masche“: Influencer im Visier der Steuerfahndung

Die Influencer-Szene ist im Wandel – und steht aktuell massiv unter Beobachtung. Besonders im Fokus steht eine als „Dubai-Masche“ bezeichnete Steuervermeidungsstrategie, bei der deutsche Influencer ihren Wohnsitz offiziell nach Dubai verlagern, aber weiterhin Einnahmen mit deutscher Zielgruppe erzielen. Jetzt hat die Steuerfahndung sogenannter Influencer-Strukturen den Kampf angesagt.

Ermittlungen mit System: So funktioniert die Dubai-Masche

In Nordrhein-Westfalen hat das Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität (LBF NRW) ein Datenpaket mit rund 6.000 Influencer-Profilen ausgewertet – mit einem mutmaßlichen Steuerschaden von 300 Millionen Euro.
Influencer sollen sich offiziell in Dubai angemeldet, ihren deutschen Wohnsitz abgemeldet und damit der deutschen Einkommensbesteuerung entzogen haben. Faktisch erzielen sie aber über Werbeverträge, Produktplatzierungen und Abos weiterhin hohe Einnahmen aus der deutschen Zielgruppe.

Dabei fehlen oft Steuernummern, steuerliche Dokumentation und Angaben über geldwerte Vorteile wie kostenlose Reisen oder Luxusgeschenke. Häufig genutzte Taktik: Inhalte, insbesondere Instagram-Stories, verschwinden nach 24 Stunden und erschweren so nachvollziehbare Beweisführung.

Steuerliche Grundlagen: Wann endet die Steuerpflicht?

Das deutsche Steuerrecht basiert nicht allein auf formalem Wohnsitz. Wer weiterhin wirtschaftliche Interessen in Deutschland verfolgt – über Einkünfte, Konzerte, Immobilien oder Geschäftstätigkeit –, bleibt steuerpflichtig, auch bei Auslandswohnsitz.
Das bedeutet: Wohnsitz in Dubai schützt nicht automatisch vor Steuern. Wird festgestellt, dass der Lebensmittelpunkt faktisch in Deutschland geblieben ist, drohen Nachzahlungen, Bußgelder und in schweren Fällen strafrechtliche Folgen bis hin zu Gefängnis.

Besondere Ermittlungsstruktur in NRW

Bereits 2025 gründete NRW das Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität (LBF NRW), eine für digitale Steuerdelikte spezialisierte Einheit. Insbesondere Inhalte aus Social Media und Zahlungsbewegungen werden mit neuesten Technologien analysiert.

Über 200 Strafverfahren laufen bereits – Tendenz steigend.

Expertenbewertung und juristische Dimension

Legal-Experten warnen klar vor der Strategie. So bezeichnet Rechtsanwalt Christian Solmecke die Masche als strukturell riskant, denn imitierte digitale Nomaden leben häufig weiterhin wirtschaftlich im Inland; Steuerbehörden greifen daher konsequent durch.
Der Kern des Problems: Fehlende Lizenzierungspflichten, temporäre Werbung (z. B. nur Story-Inhalte) und Unklarheiten über tatsächlichen Lebensmittelpunkt schaffen Schlupflöcher – doch zunehmend geschlossene Ermittlungsverfahren.


Handlungsempfehlungen für Influencer und digitale Unternehmer

1. Klare steuerliche Beratung einholen
Professionelle Beratung kann helfen, legal definierte Arbeitsweise zu etablieren – z. B. Doppelwohnsitze, klare Trennung deutscher Einnahmen, ausgesprochene Geschäftstätigkeit im Ausland.

2. Transparenz bei Werbung und Steuerangaben sicherstellen
Werbeeinnahmen, Geldwerte Vorteile oder Reisetätigkeiten müssen vollständig dokumentiert und korrekt deklariert werden. Kurzlebige Online-Inhalte sind keine rechtlich wirksame Argumentation.

3. Aufenthalt und wirtschaftliche Aktivität priorisieren
Der tatsächliche Lebensmittelpunkt zählt – nicht ein formaler Wohnort. Langfristiger Aufenthalt mit wirtschaftlichem Fokus in Deutschland kann die Steuerpflicht auslösen.

4. Risiken bei vermeintlichen Steuerparadiesen verstehen
Dubai bietet steuerliche Vorteile – doch Lizenzkosten, Körperschaftsteuer ab bestimmten Einkommensgrenzen und rechtliche Einschränkungen (z. B. durch Influencer-Lizenzen) reduzieren den vermeintlichen Vorteil.


Fazit

Die „Dubai-Masche“ wird zunehmend zu einem finanziellen Risiko statt steuerlichem Vorteil. Das moderne digitale Geschäftsmodell der Influencer ist längst zum Prüfobjekt der Steuerbehörden geworden. Wer auf legalem Weg agieren möchte, sollte sich unabhängig steuerlich aufstellen – und sich nicht auf die Illusion verlassen, durch einen Wohnsitzwechsel automatisch steuerfrei zu sein. Die Steuerfahnder setzen ihre Kontrollen gezielt fort – die Folgen für Fehltritte können existenziell sein.

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