Der Auftritt von Alexander Eichwald beim Gründungskongress der neuen AfD-Jugendorganisation in Gießen hat bundesweit Aufmerksamkeit ausgelöst. Die komplette Rede findet man bei X.com (ehemals twitter).
Die Rede des 30-Jährigen aus Herford wirkte auf viele Delegierte wie eine historische Anspielung und führte zu Spekulationen über Satire, Infiltration und mögliche politische Inszenierungen. profit.de fasst die gesicherten Fakten zusammen und ordnet die Ereignisse ein.
Ein Auftritt, der die Halle spaltete
Beim AfD-Jugendkongress Ende November 2025 bewarb sich Alexander Eichwald um einen Beisitzerposten. Seine Bewerbungsrede war jedoch ungewöhnlich. Er sprach die Delegierten als Parteigenossen und Parteigenossinnen an, betonte die nationale Pflicht, die deutsche Kultur zu schützen, und trug seine Worte mit gestischem und sprachlichem Stil vor, der viele an Propagandaredner der dreißiger Jahre erinnerte.
Die Rede löste sofort Unruhe aus. Einige Delegierte lachten, andere buhten, andere fragten laut, ob er ein V-Mann des Verfassungsschutzes sei. Eine erfolgreiche Wahl in den Vorstand gelang ihm nicht. Eichwald erhielt nur einen zweistelligen Prozentwert.
Satire, Sabotage oder einfach schlechte Inszenierung
Direkt nach dem Auftritt überschlugen sich in sozialen Medien die Spekulationen. Nutzer fragten, ob es sich um ein satirisches Experiment handle, ob Jan Böhmermann involviert sei oder ob Aktivisten des Zentrums für Politische Schönheit im Spiel wären.
Seriöse Medien bestätigten jedoch schnell, dass es keinerlei Belege für diese Thesen gibt. Die Spekulationen wurden ausschließlich innerhalb der Halle und online formuliert, nicht jedoch gestützt. Die journalistischen Fakten zeigen einen anderen Befund.
Eichwald selbst äußerte später, seine Rede sei ernst gemeint gewesen. Er habe sie aufgrund des engen Zeitfensters deutlich kürzen müssen, was möglicherweise zur hektischen Wirkung beigetragen habe. Sein auffälliges rollendes R erklärte er mit seinem Hintergrund als Russlanddeutscher.
Die Frage nach der Kunstfigur
Für zusätzliche Diskussionen sorgte der Name Alex Oak. Mehrere Medien fanden Hinweise darauf, dass Eichwald früher als Musiker unter diesem Namen auftrat. Streamingprofile und Social-Media-Konten, die dem Künstler zugeordnet wurden, verschwanden jedoch kurz nach seinem Gießener Auftritt. Eichwald wies diese Verbindung zurück und kommentierte öffentlich, er glaube nicht, dass er Alex Oak sei.
Bis heute gibt es keinen eindeutigen Nachweis, dass der Musiker und der Politiker identisch sind. Gleichzeitig existieren deutliche Parallelen in früheren Fotos und veröffentlichten Inhalten, was das Interesse an dieser Spur hoch hält.
Politische Realität: Eichwald ist AfD-Funktionär
Abseits der Spekulationen liefert das Ratsinformationssystem der Stadt Herford klare Fakten. Alexander Eichwald ist seit dem siebten November 2025 offiziell als sachkundiger Bürger der AfD-Fraktion im Herforder Stadtrat registriert. Er wirkt unter anderem im Jugendhilfeausschuss, im Sozialausschuss und im Rechnungsprüfungsausschuss mit.
Dazu kommt der zeitliche Zusammenhang: Eichwald trat wenige Wochen vor dem Gießener Parteitag in die AfD ein und wurde kurz darauf in mehrere kommunale Ausschüsse berufen.
Diese Daten belegen klar, dass Eichwald kein externer Schauspieler oder versteckter Satiriker ist, sondern ein echter Funktionsträger der AfD.
Reaktionen der Parteispitze
Die Bundespartei selbst reagierte ungewöhnlich deutlich. Tino Chrupalla kündigte eine Prüfung von Eichwalds Mitgliedschaft und internen Daten an. Der Herforder Fraktionschef Michel Schneidermann erklärte, er kenne Eichwald erst seit kurzem und bereite ein Ausschlussverfahren wegen parteischädigenden Verhaltens vor.
Diese Schritte zeigen, dass die AfD-Spitze den Vorfall nicht als satirische Infiltration oder externen Angriff betrachtet, sondern als internes Problem.
Fazit
Der Fall Alexander Eichwald ist ein Beispiel dafür, wie politische Inszenierung, ungewohnte Auftritte und schnelle Spekulationen heute ineinander greifen. Der Eindruck eines satirischen Experiments entstand vor allem durch Stil und Auftreten. Gleichzeitig zeigen offizielle Dokumente und die Einordnung durch seriöse Medien, dass es keine Hinweise auf eine Beteiligung von Satirikern wie Jan Böhmermann gibt.
Stattdessen steht ein politischer Neuzugang der AfD im Fokus, dessen misslungene Rede nun parteiintern zu Konsequenzen führen könnte. Für die anstehende Entwicklung der neuen AfD-Jugendorganisation dürfte der Fall ein frühes Beispiel dafür sein, wie empfindlich die Partei auf öffentliche Wahrnehmung reagiert.

